Potenzstörungen

(Fachausdruck: Erektile Dysfunktion)

 

Hierunter versteht man eine unzureichende Versteifung des Gliedes (Erektion) mit der Folge, dass ein Geschlechtsverkehr nicht oder nicht zufriedenstellend möglich ist. Die Erektionsstörung ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern eher Ausdruck eines anderen zugrundeliegenden Problems. Dieses kann organische, also körperliche Ursachen haben. Hierzu zählen zum Beispiel Diabetes, Gefäßerkrankungen durch Rauchen oder Fettstoffwechselstörungen, Alkoholmissbrauch, Verletzungen oder Erkrankungen des Rückenmarks (z.B. Querschnittslähmung), Nebenwirkungen von Medikamenten oder Radikaloperation bei Prostatakrebs, um die häufigsten zu nennen. Häufig ist die Ursache der Erektionsstörung aber auch im psychischen Bereich zu suchen. Stress im Beruf oder im Privatleben sowie Partnerschaftsprobleme sind bei ansonsten organisch gesunden Männern als Ursache der Erektionsstörung keine Seltenheit.

 

Um eine Potenzstörung näher zu charakteriseren, wurde der "International Index of Erectile Function-score" ( IIEF-5 score ) entwickelt. Unter dem hier angeführten Link können Sie den Fragebogen aufrufen und ausfüllen. Ergibt die Summe der Punkte weniger als 22, so liegt der Verdacht auf eine Beeinträchtigung der Sexualfunktion vor.

 

Zur Behandlung einer Erektionsstörung sind seit einigen Jahren Medikamente auf dem Markt, die in Tablettenform zugeführt werden. Es sind dies die Substanzen Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil, die unter verschiedenen Handelsbezeichnungen erhältlich sind. Diese Medikamente haben einen gemeinsamen Wirkmechanismus. Sie führen gewissermaßen zu einer Verstärkung jener Nervensignale, die eine Erektion auslösen. Das heißt, die Funktion der Erektionsnerven muss zumindest teilweise intakt sein, damit diese Tabletten wirken können. Nach der Einnahme der Tablette muss etwa eine Stunde gewartet werden, bis das Medikament in der Blutbahn ist. Danach hält die Wirkung je nach Präparat zwischen 4 und 12 Stunden an. Das bedeutet nicht, dass man für die gesamte Dauer eine Erektion hat, sondern dass man während dieser Zeit leichter eine bekommt. Fettes Essen und Alkoholkonsum können die Wirksamkeit beeinträchtigen.

 

Wichtig und unbedingt zu beachten ist die Wechselwirkung mit Herzmedikamenten: Bei gleichzeitiger Einnahme von Nitropräparaten kann es zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Patienten, die Nitropräparate einnehmen, dürfen diese Tabletten keinesfalls nehmen!

 

Die Medikamente sind natürlich primär für organisch bedingte Erektionsprobleme gedacht. Sie wirken schon auch bei psychischen Ursachen, beseitigen aber das ursächliche Problem nicht. Man kann damit allenfalls eine Blockade im Kopf lösen, wenn man durch diese Medikamente ein Erfolgserlebnis hat. Jedenfalls empfiehlt es sich, bei psychisch bedingten Erektionsproblemen die Hilfe von Psycho- bzw. Sexualtherapeuten zu suchen.

 

Wird durch diese Tabletten keine Besserung erzielt, gibt es die Möglichkeit der sogenannten „Schwellkörperautoinjektionstherapie“ (abgekürzt SKAT). Hierbei injiziert sich der Mann selbst eine Substanz direkt in den Schwellkörper, die durch direkte Wirkung auf die Blutgefäße eine Erektion herbeiführt. Dies muss allerdings unter genauer ärztlicher Kontrolle ausgetestet werden, um die richtige Dosis zu finden. Sonst kann es bei Überdosierung zu einer schmerzhaften Dauererektion (Priapismus) kommen, die nicht von selbst wieder verschwindet. Eine Erektion, die über 4 Stunden anhält, erfordert sofort eine urologische Intervention, um Abhilfe zu schaffen. Diese besteht darin, dass ein Gegenmittel in den Schwellkörper gespritzt wird.

 

Ist auch dieses Verfahren wirkungslos, kann man es mit einer Vakuumpumpe versuchen. Hierbei wird ein hohler Zylinder über den Penis gestülpt, und über das Erzeugen von Unterdruck eine Erektion ausgelöst. Da dies unmittelbar vor dem Geschlechtsakt erfolgen muß, wird diese Methode von vielen Paaren als ziemlich unromantisch empfunden und nur selten angewandt.

 

Wenn alles nichts hilft, bleibt noch die Möglichkeit, operativ eine Penisprothese einzupflanzen. Da diese wie alle anderen zuvor genannten Therapien auch von den Krankenkassen nicht bezahlt werden und die Kosten für die Penisprothese relativ hoch sind, erfreut sich die Methode bei uns ebenfalls keiner großen Beliebtheit.

 

Früher öfter durchgeführte Versuche, die Erektionsfähigkeit durch Eingriffe an den Blutgefäßen des Penis operativ wieder herzustellen, wurden wegen geringer Wirksamkeit wieder verlassen.

 

Alles andere, was an Hausmitteln propagiert wird, hat keinerlei nachweisbare Wirkung. Von Sellerie und Hittrach über Ginseng und Austern bis zu getrocknetem Tigerpenis oder Nashornpulver ist bestenfalls ein Placeboeffekt zu erwarten. Bedenken Sie, dass derlei dummer Aberglaube, speziell in asiatischen Ländern, wesentlich dazu beigetragen hat, die Existenz der genannten Tierarten dramatisch zu bedrohen.